Wenn man in bisherigen Jahren über die religiöse Freizeitgeredet hat, so war es immer selbstverständlich, dass diese eine Fahrt war. Dieses Jahr war das - möglicherweise aus gutem Grund - nicht so, aber wir würden trotzdem sagen “Experiment geglückt”. Doch beginnen wir am Anfang, denn wie jedes Jahr, begannen wir am ersten Tag mit den Vorbereitungen für den Abiturgottesdienst. Schnell war geklärt, was für ein Thema unser letzter Schulgottesdienst haben würde - zu dem wir sogar absolut freiwillig gehen - und die zuständigen Gruppen haben sich ebenfalls ohne Probleme zusammengesetzt.
Das Motto des Gottesdienst wurde “Blumen”, Augenrollen bei den Einen und Freude bei den Anderen außen vor gelassen, galt es nun eine Begrüßung zu erdenken, die Musik auszuwählen und die allgemeine kreative Auslegung auf die Beine zu stellen. Und auch wenn das momentan noch ein Blick in die Zukunft ist, so ist doch jetzt schon klar, dass dieser Gottesdienst auch dieses Jahr wieder ganz besonders wird. Denn wenn man sich anschaut, was wir alleine schon an diesem einen Nachmittag im Rheincafe überlegt und geplant haben, so baut sich ein Bild vor dem inneren Auge auf, auf welches man sich nur freuen kann. Und das Grillen danach soll ja auch nicht vergessen werden. Der darauf folgende Tag gestaltete sich ein bisschen anders, denn am Donnerstag haben wir Köln unsicher gemacht. Verschiedene Gemeinden, sogar verschiedene Glaubensrichtungen standen für uns auf dem Programm und mussten sich unseren kritischen Fragen stellen. Begonnen haben wir also mit der orthodoxen jüdischen Gemeinde in Köln und wenn diese Leute orthodox sagen, dann meinen sie das auch genau so. Unser Ansprechpartner stellte uns also die Religion, die Synagoge und die Wege, die Regeln zu umgehen vor und erzählte uns sogar von den Stühlen, die man für die Gebete mieten konnte - auch wenn er persönlich da gerne etwas mehr Geld für nehmen würde. Er entließ uns in die Pause und nach einer stärkenden Mahlzeit ging es weiter in Richtung Evangelische Studierende Gemeinde. Besser bekannt als Sandkapelle hat diese die Besonderheit, wer hätte es bei dem Namen gedacht, mit Sand ausgelegt zu sein. Nach einigem Interpretieren, wofür der Sand stehen könnte, und dem Versuch eine Minute des Schweigens abzuhalten, erklärte der Pfarrer uns noch, dass eigentlich ein Schaufenster Schuld an dem Sand sei, da besagtes Fenster gerade so schön gewesen wäre und man das in der Kapelle auch mal probieren wollte, und schickte uns anschließend weiter auf unserem Weg, die Gemeinden Kölns genauer unter die Lupe zu nehmen. Anschließend widmeten wir uns also der Antoniter Kirche. Unberührt von direkt angrenzendem Kaufrausch und Altstadt-Gedrängel steht sie im Zentrum und beglückt mit eigenem Cafe die Menschenmassen. Als City-Kirche der evangelischen Gemeinde hat sie allerdings nicht nur die Aufgabe das Brot zu teilen, sondern auch den Schwerpunkt der Integration und Gleichberechtigung zu verfolgen. Dies geschieht beispielsweise durch gleichgeschlechtliche Ehen oder einen extra Gottesdienst zum Christopher Street Day, welcher laut Pfarrer mittlerweile sogar besser besucht ist, als der an Weihnachten. Nachdem auch dies geklärt war, entschieden sich einige noch den Abend abschließend ausklingen zu lassen. Der Freitag war auch schon der letzte Tag unserer Reise durch die Religionen und führte uns zur dritten Religion in die Moschee nach Duisburg. Auch hier wurden einige Traditionen und Abläufe des Islams erklärt und das wirklich schöne Gebäude zur Schau gestellt. Es wurde berichtet, wie der gesamte Innenraum handbemalt war und dies daher über zwei Jahre gedauert hat. Des Weiteren erzählte uns die zuständige Mitarbeiterin, dass es eine ganz außerordentliche Besonderheit sei, dass die Fenster dieser Moschee durchsichtig sind, damit man rein gucken kann, was hier die Offenheit gegenüber allen Menschen demonstrieren soll. Nach abschließenden Worten in der Begegnungsstätte war das Experiment “Religionsfahrt ohne Fahrt” abgeschlossen und wurde für erfolgreich erklärt. Wir blicken nun gespannt dem Abigottesdienst entgegen und freuen uns auf den Moment, an dem unsere Arbeit sich zusammenfügt. Außerdem hoffen wir, dass diese Religiösen Tage noch lange fortgesetzt werden - ob mit Fahrt oder ohne sei nun mal dahin gestellt.