„Die Fächer Erdkunde, Wirtschaft-Politik und Geschichte leisten einen gemeinsamen Beitrag zur Entwicklung von Kompetenzen, die das Verstehen der Wirklichkeit sowie gesellschaftlich wirksamer Strukturen und Prozesse ermöglichen und die Mitwirkung in demokratisch verfassten Gemeinwesen unterstützen sollen.
Die Lebenswelt von Schülerinnen und Schülern zu Beginn des 21. Jahrhunderts ist geprägt von einer Vielzahl sich gegenseitig durchdringender und dabei verschärfender politischer, gesellschaftlicher, ökonomischer, ökologischer und technischer Veränderungsprozesse, deren Ursachen teils eine lange Vorgeschichte aufweisen und deren Folgen und künftige Entwicklungslinien nicht absehbar sind. Ausgehend von ihrer Lebenswirklichkeit und den sich daraus ergebenden Schlüsselproblemen unserer Gesellschaft in ihrer europäischen und globalen Verflechtung sollen die Erkenntnisse der Lernenden einen wesentlichen Beitrag zur Orientierung und Lebensbewältigung leisten.
Zentrale Aufgabe des Geschichtsunterrichts ist die […] Entwicklung eines reflektierten Geschichtsbewusstseins.
Die Schülerinnen und Schüler erleben im Geschichtsunterricht durch die systematische Analyse von historischen Bezügen und Prozessen anschaulich die Zusammenhänge zwischen gestern, heute und morgen. Indem sie die historischen Wurzeln der Gegenwart wahrnehmen und dabei hinterfragen, wie ihre Lebenswelt entstanden ist, lernen sie, sich in der Gegenwart zu orientieren sowie Perspektiven und Wertmaßstäbe für die Gestaltung ihrer Zukunft zu gewinnen.
Ebenfalls verschafft das Fach Geschichte auch Einsichten in jene Existenzformen und Denkvorstellungen früherer Epochen oder anderer Kulturen, welche nicht unmittelbar mit unserer Gegenwart verbunden sind oder in der Vergangenheit Teil einer möglichen Zukunft waren. Die reflektierte Auseinandersetzung mit „Andersartigkeit“ bewirkt in Kenntnis der Alternativen zum „Hier und Jetzt“ eine kritische Distanz, somit die Einsicht in die historische Gebundenheit des eigenen Standortes und den Gewinn neuer Handlungsperspektiven. Das Fach Geschichte schafft somit personale und soziale Orientierung für die Schülerinnen und Schüler und befähigt sie, auch unter Einbeziehung außerschulischer Lernorte und digitaler Angebote, zur kompetenten Teilhabe am gesellschaftlichen Umgang mit Geschichte, an der Geschichts- und Erinnerungskultur sowie zur aktiven Mitwirkung und Mitgestaltung unseres demokratischen Gemeinwesens.
Historisches Denken ist geprägt durch Multiperspektivität und die Beachtung historischer Qualitätskriterien, die den fachlichen Anspruch der jeweils erzählten Geschichte sichern. Konkret bedeutet dies, politische, soziale, ökonomische und ökologische Folgen des Agierens von menschlichen Gruppen, Gesellschaften, Staatsgebilden sowie Individuen auch in global-historischer Perspektive zu reflektieren.
Im Rahmen des allgemeinen Bildungs- und Erziehungsauftrags der Schule unterstützt der Unterricht im Fach Geschichte die Entwicklung einer mündigen und sozial-verantwortlichen Persönlichkeit.“
Dieser Auszug aus dem Kernlehrplan NRW für das Fach Geschichte in der gymnasialen Sekundarstufe I (G9) aus dem Jahr 2019 beschreibt in deutlichen Worten, warum Geschichte als Fach in einer sich ständig ändernden Welt einen besonders hohen Stellenwert einnimmt.
Die Beschäftigung mit Geschichte soll jungen Menschen also etwas über ihre Herkunft, die Veränderung und Entwicklung der Gesellschaft, die Möglichkeiten des gesellschaftlichen Zusammenlebens und letztlich etwas über ihre eigene Identität vermitteln. So lernen sie, in der Zukunft eigene, freie Entscheidungen im Zusammenleben mit anderen Menschen auf Grund ihrer historische Kenntnisse zu treffen. Dadurch leistet das Schulfach Geschichte einen wertvollen Beitrag in der Erziehung unserer Schüler/innen hin zu Persönlichkeiten, die sich selbstkritisch, tolerant und respektvoll in der ihren Standpunkt erarbeiten und ihn auch vertreten können.